Leitern im Betrieb: So vermeiden Sie häufige Unfallquellen effektiv
Eine unterschätzte Gefahr: Leitern im Arbeitsalltag
Leitern gehören in fast jedem mittelständischen Betrieb zum alltäglichen Inventar – ob in der Werkstatt, im Lager oder im Büro für das Wechseln einer Leuchtmittel. Doch genau diese Alltäglichkeit führt oft zur gefährlichen Nachlässigkeit. Stürze von Leitern zählen laut Berufsgenossenschaften zu den häufigsten und folgenschwersten Unfallursachen überhaupt. Die gute Nachricht: Die meisten dieser Unfälle sind durch systematische Prävention vermeidbar.
Die richtige Auswahl: Welche Leiter für welchen Zweck?
Nicht jede Leiter ist für jede Aufgabe geeignet. Eine falsche Auswahl ist der erste Schritt in den Unfall. Hier die wichtigsten Typen im Überblick:
- Anlegeleitern: Der Klassiker. Sie müssen immer im richtigen Winkel (ca. 65-75°) angelegt und standsicher fixiert werden. Ideal für Zugänge zu höheren Ebenen.
- Stehleitern (Trittleitern): Selbststehend und damit sehr flexibel. Sie verfügen über eine Arbeitsbühne und sind für Arbeiten in mittlerer Höhe konzipiert. Niemals die oberste Stufe als Tritt nutzen!
- Drehleitern: Kombinieren die Vorteile von Anlege- und Stehleitern und sind vielseitig einsetzbar. Erfordern jedoch eine Einweisung in die Handhabung.
- Schienen- und Fahrgerüstsysteme: Für regelmäßige Arbeiten in der Höhe an immer gleichen Orten (z.B. in Hochregallagern) die deutlich sicherere Alternative.
Die 10 goldenen Regeln für den sicheren Umgang mit Leitern
Diese Grundregeln sollten jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter in Fleisch und Blut übergehen:
- Prüfung vor dem Einsatz: Visuelle Kontrolle auf Beschädigungen, wie gebrochene Sprossen, lockere Verbindungen oder Risse.
- Standsicherer Untergrund: Die Leiter immer auf ebenem, festem und rutschfestem Grund aufstellen. Bei weichem Boden eine Unterlage verwenden.
- Richtiger Anstellwinkel: Bei Anlegeleitern gilt die 1:4-Regel: 1 Meter Abstand von der Wand pro 4 Meter Leiterhöhe.
- Sichere Aufstiegsposition: Immer mit dem Gesicht zur Leiter aufsteigen und immer drei Punkte Kontakt halten (zwei Hände und ein Fuß oder zwei Füße und eine Hand).
- Schwerpunkt beachten: Der Körperschwerpunkt muss immer zwischen den Holmen bleiben. Nie seitlich herauslehnen! Für solche Arbeiten ist eine Leiter das falsche Arbeitsmittel.
- Zeitlimit einhalten: Leitern sind für kurze, vorübergehende Arbeiten gedacht. Bei Arbeiten, die länger als 30 Minuten dauern, ist ein Gerüst die bessere Wahl.
- Keine Überlastung: Die maximale Traglast der Leiter (meist auf einem Aufkleber angegeben) darf nicht überschritten werden. Tools und Materialien niemals hinaufziehen, sondern sicher transportieren.
- Umgebung sichern: Die Aufstellumgebung absichern, besonders gegen unbeabsichtigtes Anstoßen durch Türen oder andere Personen. In Verkehrswegen zusätzliche Absperrungen vornehmen.
- Schutz vor Strom: Bei Arbeiten in der Nähe von elektrischen Anlagen ausschließlich isolierte oder nichtleitende Leitern aus Holz oder GFK verwenden.
- Sachgerechte Lagerung: Leitern vor Witterung schützen und so lagern, dass sie sich nicht verbiegen können und vor Beschädigungen sicher sind.
Die Pflichten des Arbeitgebers: Mehr als nur eine Leiter bereitzustellen
Als Unternehmer tragen Sie die Verantwortung. Dazu gehören konkrete Maßnahmen:
- Gefährdungsbeurteilung: Für jede Tätigkeit mit einer Leiter muss eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt werden. Ist die Leiter überhaupt das richtige Arbeitsmittel?
- Unterweisung und Beauftragung: Jeder Mitarbeiter, der eine Leiter benutzt, muss regelmäßig (mindestens jährlich) unterwiesen werden. Dokumentieren Sie diese Unterweisungen.
- Bereitstellung geeigneter Leitern: Stellen Sie nur Leitern zur Verfügung, die den technischen Regeln (TRBS) entsprechen und in einwandfreiem Zustand sind.
- Regelmäßige Prüfung: Leitern müssen in regelmäßigen Abständen (mindestens jährlich) durch eine befähigte Person auf ihren ordnungsgemäßen Zustand überprüft werden.
Wann ist eine Leiter nicht genug? Alternativen prüfen
Die wichtigste Frage lautet oft: Muss es überhaupt eine Leiter sein? Für viele Aufgaben gibt es sicherere Arbeitsmittel, die Sie in Betracht ziehen sollten:
- Hubarbeitsbühnen (HAB): Für Arbeiten in größerer Höhe und für längere Einsätze.
- Gerüste: Bei komplexeren Arbeiten an Fassaden oder Decken.
- Fahrbare Tritte: Mit großer Standfläche und Geländer für Arbeiten bis ca. 3 Meter Höhe.
Investitionen in diese Alternativen sind Investitionen in die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter und in die Vermeidung von teuren Betriebsunterbrechungen durch Unfälle. Eine professionelle Gefährdungsbeurteilung durch Experten, wie die Dali Personal GmbH, hilft Ihnen, die optimale Lösung für Ihr Unternehmen zu finden.